ARCHITECT MUM begann als kreatives Projekt Ende 2018, kurz nach dem die Tochter von Firmengründerin Carolin Hacker den 1. Geburtstag feierte. Caro stellte sich die Frage "warum sind die meisten Dinge, die für das Kinderzimmer gedacht sind, eigentlich so gestaltet, dass sie schon nach wenigen Jahren ausgedient haben?" Ihr Ehrgeiz wurde geweckt, und so macht sie sich auf die Suche nach einer Lösung für ihr Problem - sie entwickelt eine Messlatte, die zeitlos, minimalistisch und personalisierbar ist. Mehr als 100 Kindermesslatten hatte sie Abend für Abend von Hand gezeichnet, bis sie kurze Zeit später das Produkt digitalisiert hatte und mit Hilfe eines Konfigurators die Daten der Kunden für eine Print-Messlatte exportieren konnte. Lösungen für Probleme finden – dieses Muster zieht sich durch ihren gesamten Werdegang als Unternehmerin.
Auch den Creative Cube hat Caro entwickelt, weil sie in ihrem Familienalltag auf ein Problem stieß. „Unsere Tochter bekam die Woody Stifte von Stabilo geschenkt. Aufgrund ihrer Ergonomie kam sie allerdings nie an alle Stifte dran, wenn sie in der Schachtel steckten. Nachdem sie gemalt hatte, war es auch für sie mühsam, die Stifte wieder aufzuräumen. Es lagen also ständig alle 18 Stifte bei uns im Wohnzimmer oder auf und unter unserem Küchentisch rum“, erinnert sich Caro, „wenn sie mit Wasser malte, kam es außerdem total oft vor, dass das Wasserglas umkippte im kreativen Prozess. Ich wusste wir brauchen einen Stiftehalter der unsere Probleme löste, wollte aber keinen roten Marienkäfer aus Plastik in unserem Zuhause.“
Also legt Caro los und entwirft ihren eigenen Stiftehalter. Das Ergebnis ist ein Creative Cube, der minimalistisch ist und sich sowohl in eine Umgebung für Kinder, als auch für Erwachsene wunderbar einfügt. Der Cube ist darauf ausgelegt, seine*n Besitzer*in ein Leben lang zu begleiten: Durch das neutrale Design ist er für Kinder und Erwachsene jeden Alters gleichermaßen ansprechend und muss definitiv nicht weichen, wenn aus dem Kinder- ein Teeniezimmer wird. Außerdem besteht er aus Holz, was ihn im Gegensatz zu seinen Pendants aus Plastik zu einem sehr wertigen und langlebigen Produkt macht.
Carolin sagt zwar über sich selbst, dass schon immer eine Unternehmerin in ihr geschlummert hat, in ihrem außergewöhnlichen Lebenslauf zeichnet sich das aber erst spät ab: Anfang der 2000er Jahre absolviert sie zunächst eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und arbeitet anschließend als kaufmännische Angestellte in einem Architekturbüro. Danach schlägt sie den Weg Richtung Design ein: Studiert erst Innenarchitektur an der FH Rosenheim, dann den Diplomstudiengang Architektur an der Technischen Universität München. Als Architektin arbeitet sie, bis sie 2017 ihre Tochter zur Welt bringt – in ihr Büro kehrt sie nicht mehr zurück. 2018 gründet sie architect mum. Eine Entscheidung, mit der sie mehr als glücklich ist: „Für mich bedeutet selbstständig nicht selbst und ständig sondern ’ständig ich selbst‘. Das ist ein großartiges Gefühl der Freiheit, vor allem der kreativen Freiheit. Ich wollte schon immer meine eigenen Ideen verwirklichen, nicht die der anderen“, schwärmt Caro.
Durch diese Einstellung ist Carolin unfreiwillig zum Sprachrohr für die weibliche Gründerszene avanciert. Inzwischen bekommt sie immer mehr Anfragen für Vorträge. „Wenn Corona nicht gekommen wäre, hätte ich auf einigen tollen Veranstaltungen zum Gründen eine Keynote gehalten. Auch in einer Schule, um als Frau mehr Mädchen zum Gründen zu bewegen. Schade, dass das dieses Jahr nicht geklappt hat“, sagt Caro, die ihre gewonnen Freiheiten und die Flexibilität als Selbstständige sehr schätzt. Ihren Instagram-Account nutzt die Unternehmerin außerdem, um sich für die Interessen von kleinen Unternehmen wie ihrem stark zu machen.
Ein anderes Thema, das ihr am Herzen liegt und welches sie nicht nur durch ihre Kommunikation, sondern auch durch ihr unternehmerisches Handeln populär zu machen versucht, ist Nachhaltigkeit. „Nachhaltige Produktion für mich bedeutet: Produzieren vor Ort, kleine Handwerksbetriebe unterstützen, kurze Wege, Verpackungsmüll in der Produktion dadurch reduzieren“, erklärt sie. Carolin weiß genau, wer ihre Produkte produziert und unter welchen Bedingungen. „Es ist für mich einen Herzensangelegenheit, da ich die Arbeit des Handwerks z.B. zu schätzen weiß. Im Studium habe ich selbst auf verschiedenen Baustellen und auch in Schreinerbetrieben gearbeitet“, so Caro weiter. Alle Partner, mit denen sie für die Produktion ihrer Produkte zusammenarbeitet, sitzen alle in Süddeutschland. Dadurch konnte sie beispielsweise auch in der Corona-Krise zuverlässig liefern.